ausstellung 2012 efl laudatio

vernissage am 24. april 2012

Blauferne Insel                                 Ausstellung Gundula Schmidt     -     Laudatio von Carry Bendin

Die Arbeiten von Gundula Schmidt entstehen mit Schnelligkeit und Leidenschaft, in hoher Konzentration und Ernsthaftigkeit, mit Wildheit und großem Spaß und mit einem Lachen über sich selbst und über den eigenen Ausdruckswillen.

Die künstlerischen Blätter entwickeln sich aus den unterschiedlichsten Materialien; Farbe, Tusche, Kreide, Leim und verschiedenste Papiere, die bei den meisten Menschen in die Papiertonne wandern würden.

Da wird schnödes fleckiges Packpapier geknüllt, mit pinkfarbenen Streifen zartem Seidenpapiers in Kombination mit historischen Verpackungstüten aus einer alten Drogerie überklebt, um zum Trocknen des großzügig aufgetragenen Leims eine Zwangspause einzulegen. Unterdessen erhält das nächste Blatt eine farbige Imprimitur aus einer fast leeren Acrylflasche. Das erstere der beiden Blätter wird weiterbearbeitet. Zu den neu entstanden Spuren werden Nebenwege angelegt, mit Farbe oder vielleicht doch lieber Tusche? Jetzt werden die verworfenen Drucke aus der Druckpresse mit den farbigen Gummiwalzen für die Holzschnitte in verschiedenen Richtungen bearbeitet. Zu guter Letzt muss die von Druckfarbe triefende Gaze durch die Enge der beiden gegenläufigen Druckwalzen hindurch, um ihre Spuren auf dem tagelang angefeuchteten Papier zu hinterlassen. - Dem Druckgraphiker stockt der Atem, aber Gundula ist schneller. So kommen herrliche Überlagerungen zu Stande, Treffpunkt von Zufall und Wille.

In diesen besonderen Inselzeiten entstehen ihre Arbeiten, weil der Augenblick jetzt für die Kunst da ist und, wer weiß, ein nächstes Mal nur im Kopf existiert.

Zu Hause in Reichenberg ist das kleine Atelierzimmer, das vorher mindestens zwei von ihren vier Kindern bewohnt haben, voller Material, Stifte, künstlerischer Arbeiten. – Die Ideen hängen förmlich in der Luft.

Gundula´s Vater, ein Graphiker und unbedingter Gestalter, die Mutter, die Basis mit ruhiger liebevoller Besonnenheit und Ehrlichkeit.

Du selber aufgewachsen mit klaren Strukturen, mit Ritualen und Musik, ehrlich, liebevoll mit Herz und Mitgefühl.

Seine Gefühle und Gedanken durch malen, kleben, kratzen, klecksen und ritzen in eine künstlerische Form zu bringen ist mutig. Und es ist wie mit allen Dingen, denen ein Neuanfang innewohnt: es braucht den unbedingten Willen zum Tun, verbunden mit Mut, Kraft und Lust, dem Außen ein Innen und seinem Innen seine Handschrift zu geben. Und Gundula tut das, mit ihrer Leidenschaft, mit Energie, Rhythmus und Schnelligkeit, ohne Angst, die unteren Schichten des Beginnens zu zerstören. Manchmal ohne zu wissen wo die Reise hinführt.

Darin liegt die Großartigkeit ihrer Arbeiten.

„Meistens sind es meine Lieblingsarbeiten, die gekauft werden“ sagt sie. - Natürlich!

Die Menschen zu denen die Bilder sprechen, werden von dieser besonderen Bildsprache angerührt. Sie erkennen sich in deinen Bildern, liebe Gundi! Das wilde Chaos, dass vom dünnen Gespinst der Tuschelinien überzogen wird, dem gedämpften Vorhang, der sich aus Seidenpapier darüber legt, um vom ruhigen klaren Farbwert gehalten zu werden. So schwingen die Stunden und Tage, die Jahreszeiten oder eben nur der kurze Augenblick, um im nächsten Moment Änderung zu erfahren.

Das Blatt ist wie eine Insel, eine Insel wie Venedig oder Böhlen, wie Strassburg oder Reichenberg, wie Lissabon oder Lychen, wo der Entstehungsort zum Kunstraum wird, wo neue Arbeiten entstehen, durch vertiefen oder erlernen von Techniken, ob Holzdruck, Radierung oder Collage. Eine Insel, die ein Weitermachen ohne Unterbrechung ermöglicht, die eine Überarbeitung und Verdichtung zulässt.

Mögen deine Blätter auch für andere zur Inspiration werden. Sie zeugen vom Vertrauen im Chaos und vom Wunsch nach Frieden der Kontraste und von der Leichtigkeit, die das Leben immer wieder hat.

Worum du dich bemühst, es möge dir gelingen!