DURCHWANDERT.
Landschaft reizvoll, Genuss,
den Wind um die Ohren,
mal schiebend, dann bremsend den Weg entlang,
doch vorwärtstreibend Welt erleben lässt.

 

Es ist die Zeit, raus zu gehen, da wir dem Sommer tapfer „Adieu für diesmal“ sagen und dann eben die Fluren neu begehen. Die andere Art des Auftankens, des Freimachens vom Abhängigen der Alltage.
Es ist auch die Zeit, danach herein zu kommen, mit müden Beinen, geschafft und doch mit einem Lächeln im Gesicht – im Gepäck die neuen Bilder.

 

Wie schön, wenn sich solcher Art nach außen wenden kann, wenn die Lust am Leben, genaue Beobachtung, das Hören aufs innere Empfinden sich in solchen, diesen heute hier hängenden von Gundula Schmidt, so zeigen kann.

 

Faszinierend, wie sie einladen, natürlich zum Anschauen. Sie berühren, gestatten mit leichtem Anstoß, eigen Erlebtes hervorzuholen und dazu zu tun. Gleichzeitig sagen sie aber auch „Geh los und raus! Schau hin und hol deine Bilder!“ Wir sehen hier nicht in fertige Antworten, in perfektionierte Ansichten, gar Fassaden, gedämmt gegen alles, was den normativen Rahmen sprengen könnte. Nein, sie haben ihre eigene ganz besondere Kraft zum Bestätigen und Motivieren zum Losgehen.

 

Es sind die Farben, von den dunklen Tönen des Erdigen bis zu den hellen jeglicher Art, kontrastreich zusammen und gegeneinander gestellt.
Es sind die Motive, die naheliegend mit dem außerstädtischen und unaufgebbaren Zuhause der Künstlerin in Reichenberg verbunden sind, wie auch solche durch Losgehen, hin zu den fremden Orten - Bedürfnis nach Heimat und Hiersein und Sehnsucht nach Fernen. Der Himmel, Luft, die Lichter verbunden mit dem Grund, auf dem wir stehen.
Noten verweisen auf das zum Wesen der Künstlerin gehörend musizierend Singende, auf die Leichtigkeit von Sein. Und wo andere aufräumend Ordnung schaffen würden, kann sie aus dem Fundus von Materialien reichlich schöpfen, wenn sich ihre Bilder als Schichtungen der anderen Art Ausdruck verschaffen wollen.

 

DURCHWANDERT
heißt auch:
durch beinah lichtlose Täler,
gar Tunnel, wo die Stille spricht,
durch Wüsten unendlich,
Höhen, wo die Luft zu dünn zum Durchatmen ist.
Durchgekommen, geschafft, irgendwie … Ja, wie eigentlich?

 

Die lange Strecke verlangt nach Zwischenhalt, Orientieren. Ich dreh mich um, schau auf die Spur zurück, zum Himmel, suche die Sonne. Wo bin ich? So sind die Wegbilder solche des Voraus- und auch des Zurückblickens.

 

Ein Glück, viele Wege sind breit genug, dass sie nicht allein gegangen werden müssen, dass es Begleiterinnen und Begleiter gibt, die für eine Zeit einfach den Schritt vorgeben, zeigen wo es hingehen könnte – eine Seilschaft im guten Sinn für den nächsten festen Tritt.

 

Dieser Ort hier ist eine Wegkreuzung. Hierher kommen Frauen und Männer, die nach Weiter-Wegen fragen für sich, für ihr Kind - auch eine große Zahl, die ihre Heimat verlassen mussten, nach schier unendlichem Weg in allergrößter Ungewissheit durchgekommen, es geschafft haben, irgendwie ...
Hier warten Beraterinnen, die Orientierung geben können. Dabei war der von donum vitae selbst kein Wanderweg ohne Schwierigkeitsgrad. Da standen durchaus auch Wände quer, die es zu überklettern oder zu umgehen galt. Doch dies hat bestärkt, bedingungslos, nicht urteilend, offen und lebensfroh sich denen zuzuwenden, die an die Tür klopfen.

 

Es gibt Anlässe, sich des Durchwandert-Seins bewusst zu werden, zurückgelegte Etappen zu feiern. Wo, wenn nicht hier, sind Gundula Schmidts Bilder ‚richtig‘. Nicht zufällig hast du sie schon mehrfach an ‚Orten des Helfens‘ gezeigt. Für uns alle sind sie heute nun Einladung zum Betrachten, Genießen, Erfreuen und Mitnehmen – auch im Sinne von Kaufen.

 

Ich lese hier: „hätte ich einen plan vom wandern dann wäre die welt schon entdeckt“.
Gut, dass du nicht mit einem Plan vom Malen bereits alles ausgedrückt hast. Das Leben möge dir noch viele Mal-Gründe schenken und Zeit natürlich, deine besondere Art des Mit-Teilens fortzusetzen.
Jetzt feiern wir das Geschenk des Lebens. Morgen gehen wir weiter.

 

Andreas Kittelmann