An diesem herrlichen Frühlingsabend möchte ich Sie herzlich zur

Ausstellungseröffnung hier im Schwarzen Salon begrüßen.

 

Ein ungewöhnlicher dunkler Ort für eine Ausstellung. Aber auch die großen

Museen streichen heute, nicht nur für Sonderausstellungen, die Wände in

kräftigen leuchtenden oder gebrochenen verhaltenen Farbtönen, um die Wirkung

der Bilder zu heben.

 

Die Ausstellung der farbigen Bilder von Gundula Schmidt hier im Schwarzen Salon

kontrastiert stark mit dem dunklen Fond der Wand. Sie stehen leuchtend vor dem

Schwarz. Die kleine Werkschau wirkt auf mich geschlossen und solide, die

Arbeiten sind durchgestanden, sie sind von einer Frau gemalt, die mitten im Leben

steht und die mit großer Hingabe und Leidenschaft an ihrer künstlerischen Arbeit

festhält.

Die Kunst gibt Halt, sie gibt Kraft und sie lässt uns im Jetzt sein. Beim Malen sind

wir unmittelbar im Tun. Wir sind berührt von dem was uns umgibt, von der

Landschaft, von den Elementen, von Farben, Schichten und Formen. Das

verbindet sich mit dem bisher erlebten und unserem Wissen und so wird

Vertrautes in unvertrauter Gestalt zurückgespiegelt.

 

Dazu schreibt Gundulas Lebensgefährte Dr. Reiner Mund folgendes:

„Rückgespiegelt - reflektiertes, durch Augen, Hände und Farbtuben veredeltes

Substrat. Gesehen und weggetragen, überschlafen, verträumt und verräumt. Im

Rückspiegel erscheinen die Bilder flüchtig und seitenverkehrt, aber gilt das in der

Malerei, gibt's da ein Richtig und Verkehrt? Malen ist wie eine Geschichte

erzählen, wir sehen dasselbe Venedig, aber erzählen/malen sie jeweils anders.

Das hat was mit Stil zu tun, mit Erfahrung, mit dem unbedingten Auftrag der Kunst,

gefälligst die Komfortzone zu verlassen und schaffend sich zu verändern. ICH

sehe was, was DU nicht siehst. Nicht sehen konntest. Übersehen hast. Und ich

kam nicht los davon. Sah im Spiegel eine Frage und dann floss Dunkelbunt ins

Bild. Aus meinem nächsten Haus schaut die Lust aus dem Kellerfenster.“

Das ist auch eine Kunst, so zu schreiben.

 

Und die Lust gehört unmittelbar zum Malen. Es ist eine Freude zu beobachten wie

Gundulas Bilder entstehen. Da liegen Papiere, Stifte, Farben, Pinsel, Tuschen,

Kleber um Sie herum und zum konzentrierten Beobachten, Kleben, Malen,

Überkleben und Übermalen, wird über das Machen gelacht. Das Wasser wird aus

dem Bach, dem Fluss oder dem Meer geschöpft.

Ihre Farbpalette ist dezent bis kräftig. Aber immer tonig, stofflich und besonders,

so wie sie selber ist.

So schaukeln die Boote in einem Meer aus Noten, sie machen ihre eigene Musik,

die Papiere im Wasser schwappen wie die Wellen nach links und rechts oder die

Papierfetzen schweben ruhig im Wasser, so ruhig wie die Boote im Hafen liegen.

Häuser stehen beieinander und stützen sich, Meer und Himmel verschmelzen.

 

Wenn ich die feinen vibrierenden Farbflächen des Canale sehe, rieche und spüre

ich die leicht salzige weiche Luft von Venedig und schon fange ich an zu träumen

und eine Film läuft ab.

Die Bilder strahlen zurück und dafür danke ich dir.

 

Carry Bendin


Fotos: Andreas Kittelmann